Montag, 30. April 2018

Edmonds bringt Tiefe auf der Running Back Position

CHASE EDMONDS, Running Back, Fordham
Runde 4, Pick 134
Geburtsdatum / 13. April 1996 (Alter 22 Jahre)
Geburtsort / Harrisburg, Pennsylvania
Grösse / 1.75m
Gewicht / 93kg

Die Cardinals entschieden sich in der vierten Runde mit einem Running Back für eine Position, auf der kein grosser Bedarf bestand. Aber besonders am dritten Tag hält sich General Manager Steve Keim an die "BPA (Best Player Available)"-Strategie. Dabei stach RB Chase Edmonds so weit heraus, dass man ihn gerne wählte und nicht schwächer eingestufte Spieler auf anderen Positionen bevorzugte.
Chase Edmonds erhielt nach der High School keine grossen Angebote von namhaften Football-Colleges und entschied sich schliesslich für Fordham. Dort wurde er sofort zum Leistungsträger und stellte sein Können Woche für Woche unter Beweis. Und dieses Können war so gross, dass er ohne eine Gelenksverletzung im letzten Jahr den Division 1 Rushing Record gebrochen hätte. Es sollte nicht sein.
Die Verletzung im letzten Jahr und seine verhältnissmässig unbekannte Hochschule Fordham sind die Hauptgründe, weshalb Chase Edmonds am dritten Drafttag noch verfügbar war. Die Cardinals, bei denen er vor dem Draft auch zu Besuch war und ein Workout absolvierte, entschieden sich in der vierten Runde für ihn und für ein Upgrade auf der Running Back Position.


Stärken:
> Produktiv während vier Jahren
> Agilität
> Starker Antritt
> Kann als Receiver aus dem Backfield eingesetzt werden
> Schnell genug um über die Aussenbahn zu laufen
> Teamleader, Motivator


Schwächen:
> Pass Protection
> Trifft falsche, zu späte Entscheidungen bei Läufen durch die Mitte
> Etwas zögerlich wenn er die LoS angreifft
> Braucht besseres Gefühl für Blocking Schemas
> Will zu oft über die Aussenbahn rennen, auch wenn nicht nötig, nimmt zu selten das, was die Defense anbietet


Chase Edmonds ist ein sehr produktiver Running Back mit gutem Körperbau, guter Agilität und Athletik. Während er auf tieferem Niveau glänzen konnte, dürfte er es schwer haben in der NFL Verteidiger lediglich mit seinem Antritt zu schlagen. Edmonds muss mit konstanterer Geschwindigkeit und Entschlossenheit spielen, um sein volles Potenzial auszuschöpfen. Er hat das Talent, um in einer Running Back Gruppe einen wichtigen Platz einnehmen zu können, dürfte aber vornehmlich für Outside Runs und als 3rd Down Receiving Back eingesetzt werden.

 >>> Youtube Breakdown: https://www.youtube.com/watch?v=yfBjNEf9BbA&t= <<<

Player Comparison: Dion Lewis, RB, Tennessee Titans
Spielte die letzten Jahre in New England und wurde dort vielseitig eingesetzt, ab und zu auch als klassischer Rusher durch die Mitte, meistens aber als Outside Runner oder Passempfänger aus dem Backfield.


Welcome to the Cardinals, Chase!



Freitag, 27. April 2018

JOSH ROSEN - Die Cardinals haben ihren Franchise QB


JOSH ROSEN, Quarterback, UCLA
Runde 1, Pick 10
Geburtsdatum / 10. Februar 1997 (Alter 21 Jahre)
Geburtsort / Manhattan Beach, Kalifornien
Grösse / 1.93m
Gewicht / 99kg

Josh Rosen war gemäss Scouts der beste Quarterback als er die High School beendete und entschied sich für die "University of California, Los Angeles", oder kurz UCLA, zu spielen. Dort wurde er zum ersten Freshman Starter in der Geschichte der UCLA Bruins und gewann auch Pac-12 Freshman of the Year.
Schnell war klar, dass er das Zeug für eine erfolgreiche NFL Karriere besitzt und Rosen ging seinen Weg im College. Eine Schulterverletzung und später Hirnerschütterungen warfen ihn zwar zurück, an seinem enormen Talent als Quarterback gibt es aber keine Zweifel. Seine Fussarbeit und Wurftechnik machen ihn zum besten reinen Passer im diesjährigen Draft.
Als Rosen in der Nacht von gestern auf heute nach den ersten fünf Picks noch verfügbar war und spätestens nachdem sich die Buffalo Bills mit ihrem "Uptrade" für den anderen Josh, nämlich Josh Allen von Wyoming, entschieden hatten, bestanden reelle Chancen, dass er bei unseren Cardinals landen könnte.
Cardinals Fans wurden zwar noch ein wenig auf die Folter gespannt aber an #10 war es dann so weit und die Cardinals tradeten hoch mit den Oakland Raiders. Anders als noch im Vorjahr, wo man sich nicht bewegte und einem Mahomes und Watson vor der Nase weggeschnappt wurden, war man dieses Mal selbst proaktiv.
Dass sich die Kosten für das Hochtraden absolut im Rahmen halten (Pick 15, Pick 79 und Pick 152) ist besonders erfreulich. Nur die wenigsten hätten vor dem Draft gedacht, dass man einen der Top 4 Quarterbacks so "günstig" bekommen könnte.
Die Reaktionen in den Medien und von den Fans auf die Wahl von Josh Rosen sind mit überwiegender Mehrheit positiv. Wie es aber so ist, besonders auf der Position des Quarterbacks, wird die Zukunft weisen, wie sich Rosen auf NFL Niveau macht und ob das die richtige Entscheidung war. Nach heutigem Wissensstand ist es die Richtige und wir hoffen auf das Beste, auf eine lange, glorreiche Karriere unseres neuen Franchise Quarterbacks Josh Rosen.


Stärken:
> Schnelle Auffassungsgabe
> Versteht die Defense und kann sie besonders Pre-Snap gut lesen
> Exzellente Fussarbeit und Wurftechnik
> Bewegt sich gut in der Pocket, schreckt nicht vor dem Pass Rush zurück und behält seinen Blick "downfield"
> Effizient in seinen Abläufen und mühelose Wurfbewegung
> Selbstbewusst und Intelligent
> Kann Verteidiger irreführen mit "Look offs", "shoulder hitches" und "pump fakes"


Schwächen:
> Beständigkeit, Schulterverletzung und Hirnerschütterung im College
> Decision Making und Post-Snap Reads zu inkonsistent
> Übergeht teilweise die einfache Lösung für spektakulärere Pässe
> Teilweise zu sehr von sich Überzeugt, probiert Pässe die man nie versuchen sollte
> Charakterliche Fragen


Josh Rosen's Fussarbeit und Mechanik machen ihn zu einem super Quarterback-Talent. Die grösste Sorge ist dass der Weg zum Erfolg bei Rosen mehr Schritte enthält als bei anderen QBs. Er hat nicht den stärksten Arm, was Pre- und Postsnap Reads und das Werfen mit Antizipation umso wichtiger macht.
Rosen hat die nötige Gelassenheit (Pocket Poise), Genauigkeit und Intelligenz um ein guter NFL Quarterback zu werden. Er muss aber gewillt sein öfter das zu nehmen, was die Defense ihm anbietet. Rosen muss Fragen um seine Führungsqualitäten und "coachability" früh beantworten und einen guten ersten Eindruck hinterlassen, um seine Karriere in die richtige Bahn zu lenken.

Player Comparison: Aaron Rodgers, QB, Green Bay Packers
Das soll nicht heissen, dass Josh Rosen so gut ist wie Rodgers oder dass er es jemals sein wird. Josh Rosen erinnert aber unweigerlich an Aaron Rodgers und zumindest ihre bisherigen Wege, Stärken und Schwächen zu diesem Zeitpunkt sind verblüffend ähnlich.
Auch Aaron Rodgers war ein Star am College und auch ihm wurden charakterliche Schwächen und Arroganz unterstellt. Ebenso standen seine "Arm Strenght", "zu selbstbewusste Spielweise" und mangelhafte Athletik in der Kritik. Also alles sehr ähnlich wie dieses Jahr bei Rosen. Kommt dazu, dass beide schon zusammen gearbeitet haben und beide auch diesen "meh" Gesichtsausdruck drauf haben...
Bei Aaron Rodgers führte das zu einem Fall bis in die Zwanziger der ersten Runde. Bei Josh Rosen zu einem Fall bis Nummer 10. Kann Rosen auch nur in die Nähe von Aaron Rodger's NFL Karriere kommen, werden wir viel Freude an ihm haben.


Welcome to the Cardinals, Josh!




Donnerstag, 5. April 2018

Verträge und Salary Cap - Zusammenhänge

Die Gehaltsobergrenze (Salary Cap) ist eine von mehreren NFL Regeln, die eingeführt wurden, um die Kräfteverhältnisse unter den 32 Teams möglichst ausgeglichen zu gestalten. Die Summe aller Spielergehälter darf die Obergrenze nicht überschreiten. Dadurch wird verhindert, dass ein finanzkräftiges Team nicht einfach alle sehr guten Spieler unter Vertrag nehmen und sich so einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den restlichen Teams erkaufen kann.



Der (oder die) Salary Cap basiert auf den Gesamteinnahmen der Liga, dazu gehören unter anderem Übertragungsrechte, sowie Erlöse aus dem Ticket- und Trikotverkauf. Zwischen 47 und 48,5% davon werden für Spielergehälter bereitgestellt. In der kommenden Saison sind das 177.2 Millionen US Dollar pro Team.

Festgelegt ist der Prozentsatz im CBA (Collective Bargaining Agreement), hierzulande als GAV bekannt. Weil die Verhandlungen zwischen der NFL und der NFLPA (Spielergewerkschaft) 2010 länger dauerten als gehofft, gab es in diesem Jahr keinen Salary Cap und danach stagnierte dieser für ein paar Jahre.

Seitdem steigt er jedoch in grossen Schritten an und das dürfte auch in den nächsten Jahren so weiter gehen. Dies nicht zuletzt aufgrund neuer Verträge für die Übertragungsrechte. Erst kürzlich bezahlte der Sender FOX eine neue Rekordsumme von $660 Millionen für die Rechte an den TNF (Thursday Night Football) Spielen. Die Gehaltsobergrenze von $200 Millionen dürfte bald geknackt werden, spätestens wenn die allgemeinen Übertragungsrechte 2021 neu zu vergeben sind.



Im Zusammenhang mit dem Salary Cap stösst man besonders zur jetzigen Zeit der ersten Free Agency Phase auf viele Fachbegriffe. Cap Hit, Base Salary, Dead Cap, Prorated, Incentives, um nur ein paar zu nennen. Dabei den Überblick zu wahren kann schwierig sein. Zeit etwas Licht ins Dunkel zu bringen und den Aufbau eines typischen NFL Vertrags zu beleuchten.

Grundsätzlich besteht dieser aus drei Teilen, die zusammen den Cap Hit ergeben, also wie viel der Vertrag hinsichtlich der Obergrenze in einem Jahr kostet:

Grundgehalt (Base Salary oder auch P5 genannt). Kann von Jahr zu Jahr variieren.

Unterschriftsbonus (Signing Bonus). Wird bei Unterschrift ausgezahlt, bezüglich des Salary Caps jedoch gleichmässig auf die Anzahl Vertragsjahre aufgeteilt (prorated). Zählt jedes Jahr gegen den Salary Cap, selbst wenn der Spieler nicht mehr im Kader steht.

Anreize/Boni (Incentives). Kann vielerlei Dinge beinhalten. Diese reichen von Super Bowl MVP, über bestrittene Spiele bis hin zu Rushing Yards, Touchdowns oder sogar Körpergewicht.

Die Incentives werden in zwei Kategorien aufgeteilt. LTBE (likely to be earned, wird wahrscheinlich verdient) und ULTBE (unlikely to be earned, wird wahrscheinlich nicht verdient). Die Einteilung basiert in der Regel auf den Vorjahresleistungen.

Hat ein Spieler zum Beispiel einen Bonus von $500'000 für 1'000+ Receiving Yards und diese Leistung im Vorjahr erzielt, handelt es sich um einen LTBE Bonus, welcher im aktuellen Jahr gegen den Salary Cap zählt. Hätte der Spieler im Vorjahr weniger als 1'000 Receiving Yards erzielt, wäre es ein Bonus der Kategorie ULTBE und würde nicht gegen den Salary Cap zählen.

Bei Verletzungsanfälligen Spielern bauen die Teams als Absicherung gerne Boni, die auf bestrittenen Spielen basieren, in den Vertrag ein. Diese Summe wird dann pro Spiel beurteilt. Hat ein Spieler, der im Vorjahr 8 Spiele absolvierte, pro bestrittenes Spiel (games active) $100'000 Bonus, sind $800'000 LTBE und $800'000 ULTBE.

Zu beachten gilt es, dass die erreichte ULTBE Boni sofort gegen den Salary Cap zählen. Teams müssen in ihren Berechnungen also genügend Cap Space freihalten für den Fall, dass alle ULTBE Boni von den einzelnen Spielern erreicht werden.

Werden LTBE Boni nicht erreicht wird den Teams im Folgejahr mehr Cap Space in der höhe dieser Boni zugestanden.

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Ein simples Beispiel: 3 Years, $11M Base Salary, $6M Signing Bonus

2018 / Base Salary $2M / Signing Bonus $2M = Cap Hit $4M (Dead Cap $8M)
2019 / Base Salary $4M / Signing Bonus $2M = Cap Hit $6M (Dead Cap $4M)
2020 / Base Salary $5M / Signing Bonus $2M = Cap Hit $7M (Dead Cap $2M)

Cap Hit = Summe, die der Spieler in diesem Jahr kostet.

Dead Cap (oder auch Dead Money) = Summe, die der Spieler in diesem Jahr kostet, stände er nicht mehr im Kader (Entlassung oder Trade). Dabei fallen alle noch ausstehenden Kosten in das selbe Jahr.

Entlassung 2018: Base Salary $2M + Signing Boni $6M = $8M
Entlassung vor Ligajahr 2019: Signing Boni $4M = $4M
Entlassung vor Ligajahr 2020: Signing Boni $2M = $2M

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Wie man sieht haben die Teams etwas Spielraum bezüglich der jährlichen Vertragskosten (Cap Hit). Ein Vertrag kann zum Beispiel so gestaltet werden, dass der Cap Hit anfangs grösser ist (frontloaded) oder so, dass der Cap Hit gegen Ende höher ist (backloaded). Besonders die zweite Variante ist beliebt, wenn ein Team im aktuellen Jahr nur noch wenig Cap Space zur Verfügung hat. Aber aufgepasst, irgendwann muss man zumindest den garantierten Teil bezahlen, umgehen kann man das nicht und der Cap Hit wird lediglich hinausgeschoben. Dadurch gerät so manches Team schnell mal in die Cap Hell (Cap Hölle).

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Ein etwas komplizierteres Beispiel inklusive Incentives:

"Sam Bradford signed a 2 year, $40,000,000 contract with the Arizona Cardinals, including a $10,000,000 signing bonus, $15,000,000 guaranteed at signing, and an average annual salary of $20,000,000. In 2018, Bradford will earn a base salary of $5,000,000, a signing bonus of $10,000,000 and a roster bonus of $625,000, while carrying a cap hit of $10,625,000 and a dead cap value of $10,000,000."

Contract Notes:
  • $15M guaranteed at signing (signing bonus + 2018 salary)
  • 2018 Per Game Active Bonus: $312,500 ($5M, 2 LTBE)
  • 2019 salary $7.5M fully guarantees 3 days before the 2019 league year
  • 2019 Roster Bonus: $10M (due the 3rd league day of 2019
  • 2019 Per Game Active Bonus: $156,250 ($2.5M)
  • Super Bowl Win: $1M











Daraus kann man alle benötigten Zahlen ableiten. "Übersetzt" sähe das dann so aus:

2018 / $5M / $5M / Bonus $625'000 = Cap Hit $10,625M (Dead Cap = $10M)

Bonus erklärt sich folgendermassen: Für Spiele im aktiven Kader gibt es insgesamt $5M, pro Spiel $312'500. Sam Bradford war letzte Saison aber lediglich für zwei Spiele im aktiven Kader, deshalb fallen nur zwei dieser Boni ($625'000) in die LTBE Kategorie und zählen sofort gegen den Cap. Die restlichen 14 Boni gelten als ULTBE und zählen erst wenn sie erreicht werden. Sollte Sam Bradford also alle 16 Spiele bestreiten, stiege sein Cap Hit für 2018 auf $15M.

2019 / $7.5M / $5M / Bonus $12.5M = $25M (Dead Cap = $5M)

Bonus besteht aus $10M Roster Bonus und insgesammt $2.5M für Spiele im aktiven Kader, wobei hier mit der Annahme gerechnet wird, Sam Bradford bestreite alle 16 Spiele im Vorjahr. Dead Cap lediglich $5M, weil nur der Signing Bonus zu Buche stehen würde, entliessen die Cardinals den Spieler vor dem Ligajahr 2019.

Wenn man diesen Vertrag so anschaut, fällt einem auf, dass es sich im Prinzip um einen 1-Jahresvertrag handelt. Das zweite Jahr kann als eine Art "Verlängerungsoption" für das Team angesehen werden. Dieses kann nach 2018 entscheiden, ob es den Quarterback bei guter Leistung zu teureren Konditionen behalten möchte, oder ob es ihn ohne grossen, schmerzhaften Dead Cap entlassen will.

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Dieser Beitrag kratzt lediglich an der Oberfläche. Viele Dinge, wie zum Beispiel der "Post June 1 Cut" wurden bewusst weggelassen. Wer sich eingehender mit der Thematik Salary Cap und allgemein der "Business Side" der NFL befassen möchte, dem sei das Buch Crunching Numbers von Jason Fitzgerald empfohlen.

Dieser gewährt auf Youtube ebenfalls einige Einblicke in die komplizierte Salary Cap Welt, zum Beispiel hier https://www.youtube.com/watch?v=wzYTaPRkDmc oder hier https://youtu.be/RBNlveAWHG4

Campbell - Das "Corner-Projekt" für Steve Wilks

CHRISTIAN CAMPBELL, Cornerback, Penn State Runde 6, Pick 182 Alter / 22 Jahre Geburtsort / Phenix City, Alabama Grösse / 1.85m Gewic...